Die neueste Ausgabe des queeren Filmfestivals IDENTITIES startete im ausverkauften Gartenbaukino mit einem großartig berührenden Dokumentarfilm. Gleichzeitig eröffnet das Festivalcafé Edie und Marie seine Pforten. Zwei Frauen zwischen 70 und 80, die seit 42 Jahren in einer Beziehung leben: Edie und Thea. Sie lernten sich zu Beginn der 1960er Jahre kennen und lieben, in einer Zeit, als Homosexualität noch weithin gesellschaftlich geächtet war. Für beide hätte es das berufliche und soziale Aus bedeutet, wäre ihre Beziehung öffentlich geworden. Aber sie ließen sich nicht unterkriegen, ihre Liebe zum Tanzen und füreinander ließ sie alle Auf und Abs überstehen. Beide machten Karriere, Edie als Computerspezialistin bei IBM, Thea als Psychotherapeutin und konnten sich schließlich ein Leben in Wohlstand leisten, doch eines fehlte ihnen immer: die rechtliche Anerkennung ihrer Beziehung, ihrer lebenslangen Verbundenheit. Bis sich 2007 die Möglichkeit bot, in Kanada offiziell zu heiraten, was in Kanada auch möglich ist, wenn man nicht kanadische StaatsbürgerIn ist. Der Bundesstaat New York wiederum anerkennt diese Ehe, obwohl das Heiraten für gleichgeschlechtliche Paare selbst in New York nicht erlaubt ist. Eine ungewöhnliche rechtliche Situation. Das ist der Zeitpunkt, an dem die beiden Filmemacherinnen Susan Muska und Gréta Ólafsdóttir (The Brandon Teena Story, 1998) die beiden Frauen kennenlernen und beginnen, Material für einen Dokumentarfilm zu sammeln. Thea ist schwerkrank, leidet an multipler Sklerose und ist an den Rollstuhl gefesselt, Edie kümmert sich liebevoll um ihre Lebenspartnerin. Mit einer unglaublichen Offenheit begegnen die beiden den jungen Regisseurinnen, erzählen aus einer Zeit, in der ihre Liebe noch verboten war, dem Aufbruch der Stonewall-Ära und von ihrer lebenslangen Leidenschaft füreinander. Die lebenslustige Edie lässt sich nicht unterkriegen, auch wenn das gemeinsame Leben mit der kranken Thea zusehends schwierig wird, Thea bewahrt trotz aller Schicksalsschläge ihren trockenen Humor. Kurz: Ein beeindruckendes Paar! Edie & Thea: A Very Long Engagement macht Mut, zeigt, dass es möglich ist, auch als lesbische Frau (und natürlich auch als schwuler Mann) ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dazu gehört Mut, auch ein Quäntchen Gewitzheit und die Gewissheit, dass die Partnerin/der Partner ein wichtiger Teil des eigenen Lebens ist. (Und ja – beide sind sich ihrer privilegierten Stellung bewusst – Geld schadet natürlich auch nicht, weil die finanzielle Absicherung manches leichter macht.) Festivalleiterin Barbara Reumüller und ihr Team wählten mit Edie & Thea den perfekten Eröffnungsfilm. Mehr davon, bitte! Gleichzeitig mit dem Festivalstart eröffnet das Festivalcafé Edie und Marie in der Großen Neugasse 31 im 4. Bezirk, das auch nach dem Festival als Treffpunkt geöffnet bleiben soll. Wir freuen uns über die neue Bar in der Nachbarschaft! Herzlich willkommen!