Unter der Rubrik Zeitschriftenschau wird QWIEN in Zukunft aktuelle Ausgaben von Zeitschriften vorstellen, die wir für unsere Bibliothek abonniert haben.
vorgestellt von Sara Ablinger
Das Magazin PARADIGMATA erblickte 2009 als Kind der Zeitschrift „dieMASKE“, einem Fachblatt des kultur- und sozialanthropologischen Institutes der Uni Wien, das Licht der Welt. „Die Namensänderung soll auf eine Öffnung der Disziplingrenzen der Kultur- und Sozialanthropologie hinweisen, um einen Dialog zwischen verschiedenen Ansätzen innerhalb der Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften zu eröffnen.“„Kommunikation ist Macht“ beispielsweise thematisiert die Rolle (und das Machtpotenzial) digitaler Netzwerke wie Twitter für politische Umbruchsituationen, beispielsweise den Bürger_innenkrieg in Ägypten oder die Jasmin-Revolution in Tunesien. Weiters beschäftigen sich die Autor_innen kritisch mit der World Press Photo Ausstellung 2010, Muralismo (Wandmalerei) als politische Kunstform in Mexiko, Paradigmata hört sich um in Ländern, die meist kein Sprachrohr haben und schreibt auf, für die, die sonst gerne wegsehen. „Pour la liberté de circulation! Eine Karawane zieht durch Mali und Senegal“ ist ein Artikel über die Karawane für Bewegungsfreiheit, die von dem transnationalen Netzwerk „Afrique Europe Interact“ gegründet wurde. Oder auch im Text „Medien im Umbruch. Medien und Demokratie in Nepal“. Pariser Stadtraum als Spiegelbild sozialer Ungleichheit, Fotografie, brasilianisches Fernsehen, Poetry Slam und folgende Artikel machen dieses Magazin zu einem Quilt zeitgenössisch brisanter Themen: * „Black Men and their Portrayal in the Austrian Media“ * „Mit dem Bleistift im Krisengebiet. Comic als Bildungs- und Reportagemedium.“ * „Es gibt keine Lesben in Polen. Interview mit der Filmemacherin Magda Wystub.“ * Reiseführer_in „Old histories, new cultural sights and spooky details. A walk through Zagreb.“ Und nicht zuletzt der interessante Zeitschriften-Stadtspaziergang meines Kollegen Andreas Brunner: „Verdrängtes Unrecht. Die Verfolgung von Schwulen und Lesben in Wien ab 1938“ gibt Einblick in das Konzept der schwul-lesbischen Stadtspaziergänge, die er regelmäßig anbietet. Nun zu meiner Bewertung: Das Cover erinnert an feministische Zeitschriften der 80er Jahre, was nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil: der Selfmade-Charakter des Layouts ist selten geworden und daher schön anzusehen. Vorbildlich werden in den Artikeln der Unterstrich, der sogenannte Gender Gap, oder das Binnen-I verwendet. Die gesellschaftspolitischen Themen sind breit gestreut und spannend aufgebaut, manche sehr allgemein, andere sehr spezifisch fachsimpelnd (wenn auch meist interdisziplinär). Möglicherweise kann das als Kritik gedeutet werden: eine Zeitschrift, die intellektuelle Menschen anspricht und nicht eine breitere Masse. Vielleicht ist das ein utopisches Ziel, aber ich wünsche mir eine Zeitschrift wie Paradigmata, die auch den Weg zu den „einfacheren“ Leuten findet. Schließlich nennt sich das Magazin „Zeitschrift für Menschen und Diskurse“ und ich hoffe, damit sind alle Menschen gemeint. Utopie ausgeschlossen: ich habe schon lange kein so profund aufgearbeitetes und vielseitiges Magazin in Händen gehalten (und gelesen ? natürlich!) ! Fazit: sehr empfehlenswert!Ausgabe 5 (Herbst 2011) wird sich mit dem Thema Kunst beschäftigen, Ausgabe 6 (Winter 2011) hat einen Ideologie-Schwerpunkt.
Call for Papers! PARADIGMATA sucht Beiträge für die 6. Ausgabe zum Themenschwerpunkt Ideologie, aber auch abseits des Themenschwerpunktes. Egal ob aus wissenschaftlicher oder journalistischer, theoretischer oder praktischer, ernster oder lustiger Perspektive; vom klassischen Artikel über Projektvorstellungen, bis Kommentar und Rezension, Grafiken oder Fotografien. Themenvorschläge und Abstracts bis 20. Oktober an office@paradigmata.at. Der Redaktionsschluss ist der 10. November.
PARADIGMATA gibt es auch in der Buchhandlung Löwenherz