Die in Deutschland erscheinende „Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe“ hat eine Schwerpunktnummer zu HIV/Aids veröffentlicht. Während in Washington gerade der diesjährige Welt-Aids-Kongress AIDS 2012 abgehalten wird, blickt die Redaktion von Dr. med. Mabuse auf 30 Jahre HIV zurück und zieht Bilanz. Wie sehr sich die Bedrohung durch HIV/Aids in diesen 30 Jahren verändert hat, zeigt vielleicht am deutlichsten der Titel des Artikels von Holger Wicht, dem Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe: „Die Erfolgsgeschichte einer Katastrophe“. War in den Jahren bis zur Einführung einer wirksamen Therapie für Viele die Infektion gleichbedeutend mit einem Todesurteil, hat sich das Bild von HIV/Aids seither auch in der öffentlichen Wahrnehmung drastisch geändert, vorausgesetzt man kann sich die Therapie leisten, was nicht überall auf der Welt – und hier vor allem in den heute am stärksten betroffenen Regionen in Afrika, Asien und Osteuropa – nicht der Fall ist. Dieses Problem der ungleichen Chancen lag lange Zeit am Patentschutz der Pharmakonzerne, der den Preis für die HIV-Medikamente hochhielt, heute aber auch an den schlecht entwickelten Versorgungssystemen in wenig entwickelten Regionen. In Ländern, in denen die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung kaum gewährleistet ist, ist eine regelmäßige Aids-Behandlung doppelt schwierig, wie in einem Artikel von Jörg Schaaber festgehalten wird. Die Themen des Schwerpunkts sind breit gestreut, so kommt ein Langzeitüberlebender zu Wort, der auch die schweren Nebenwirkungen der lebensrettenden Medikamente nicht verschwiegt, was vielleicht manchem Unvorsichtigen eine Warnung vor unsafem Sex sein sollte. In diesem Zusammenhang werden auch die Probleme der HIV-Prävention thematisiert, die leider auch in Österreich im Argen liegt. Wann ist hierzulande die letzte große Präventionskampagne zu sehen gewesen? Welche Strategien müssen ergriffen werden, angesichts der stark zunehmenden Risikobereitschaft? Darauf findet auch Michael Eckert in seinem Beitrag nur vage Antworten. Artikel über die Herausforderungen in einem Wohn- und Pflegeheim für Menschen mit fortgeschrittener HIV-Infektion oder Aids-Erkrankung in Frankfurt, Dem Erinnerungsprojekt „Memory Books“ und zu HIV und Schwangerschaft runden die Themenpalette ab. Da auch Menschen in Gesundheitsberufen nicht frei von Vorurteilen und Wissensdefiziten zu HIV/Aids sind, ist der niederschwellige Überblick über 30 Jahre Leben und Sterben mit dem Virus sehr begrüßenswert. Dr. med. Mabuse Nr. 198, Juli/August 2012 ist im Mabuse-Verlag erschienen.