Christoph Steinbrener und Thomas Mießgang leisten sich einen kunsthistorisch-literarischen Scherz. QWIEN findet ihn gelungen.
Haben Sie schon etwas von der bedeutenden Sammlerpersönlichkeit Wendelin Rentsch-Tetzlaff gehört? Oder von seiner außergewöhnlichen Sammlung von Kunstwerken, die ausschließlich Schwänze darstellen? Nein? Dann lesen Sie diesen schön gestalteten Kunstbuchband und Sie werden eintauchen in die skurrile Geschichte des deutschen Emigranten Rentsch-Tetzlaff, der in den USA zu Vermögen kam und dieses in eine bis heute gut verborgene Kunstsammlung investierte.
Er hielt diese Sammlung wohl auf Scham versteckt, denn sie hätte seine verborgenste Leidenschaft offenbart – die nach Schwänzen. Der Kurator Thomas Mießgang und der Künstler Christoph Steinbrener knüpfen ein verwirrendes Netz an Bezügen, ironisieren Sprache und Topoi der Kunstgeschichtsschreibung und Kuratorenhybris und präsentieren bislang unbekannte Werke bedeutender KünstlerInnen der Moderne: von Marcel Duchamp bis Damien Hirst, von Man Ray bis Jenny Holzer, von Meret Oppenheim bis Erwin Wurm. Und alle Bilder zeigen nur das Eine: den männlichen Phallus.
Vielleicht sollte eine Kleinigkeit noch erwähnt werden: Steinbrener und Mießgang haben das alles erfunden, es gab Rentsch-Tetzlaff so wenig wie seine Sammlung. Das tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch, anhand von Penis-Variationen durch die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts zu wandern. Ein ideales Geschenk für LiebhaberInnen des männlichen Glieds!
Christoph Steinbrener/Thomas Mießgang: Der phantastische Phallus. Berlin: Rogner&Bernhard 2012 (erhältlich bei Löwenherz)
Am 26. 9., 18.00 Uhr wird Der Phantastische Phallus im Lesesaal der Wienbibliothek im Rathaus präsentiert. Es spricht der Autor Thomas Mießgang, aus dem Buch lesen wird der Volkstheater-Schauspieler Till Firit.
Ort. Lesesaal der Wienbibliothek, Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse 2, Stiege 6 (Glaslift), 1. Stock