QWIEN-Mitarbeiter Johann Kirchknopf erhält ein Stipendium der Universität Wien und eine Auszeichnung beim 9. Agpro-Forschungspreis für herausragende wissenschaftliche Leistungen.
Johann Kirchknopf, der seit Jänner 2013 für das Zentrum QWIEN im Rahmen des Projekts „Namentliche“ Erfassung der homosexuellen und trans* Opfer des Nationalsozialismus in Wien als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist, hat im Oktober ein dreijähriges Stipendium der Universität Wien (uni:docs) in Form einer Anstellung als Universitätsassistent zur Durchführung seines Dissertationsvorhabens erhalten. Sein Dissertationsprojekt Die Konstruktion weiblicher und männlicher Homosexualität in österreichischen Gerichtsakten des 20. Jahrhunderts ist die erste große wissenschaftliche Arbeit, die Auswertungen aus der QWIEN-Opferdatenbank für die homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus als Datengrundlage verwenden wird.
Noch bis 1971 wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen desselben Geschlechts in Österreich strafrechtlich geahndet und einer Verurteilung nach § 129 Ib StG. („Unzucht wider die Natur mit Personen desselben Geschlechts“) folgte die Aberkennung akademischer Titel. Heute, mehr als 40 Jahre später, hat die „Geschichte der Homosexualitäten“, wozu auch die Aufarbeitung der strafrechtlichen Verfolgung gehört, Eingang gefunden in die universitäre Forschung. Die finanzielle Förderung eines Forschungsprojekts zu diesem Thema durch die Universität Wien ist auch ein Erfolg für dieses Forschungsfeld.
Johann Kirchknopf hat Geschichte und Rechtswissenschaften an der Universität Wien studiert und im November 2012 sein Diplomstudium mit Auszeichnung abgeschlossen. In seiner Diplomarbeit, die Johanna Gehmacher betreute (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien), befasste er sich mit der Verfolgung weiblicher Homosexualität in Wien während der NS-Zeit und argumentierte, dass NS-spezifische Maßnahmen der Homosexuellenverfolgung zumindest in Wien auch Auswirkungen auf die Verfolgung lesbischer Frauen hatten. Für diese Diplomarbeit erhielt er nun einen der agpro-Forschungspreise, die am 20. November verliehen werden.
Seit Jänner 2013 ist er als wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Zentrum QWIEN tätig und hat dabei, ausgehend vom Projekt „Namentliche“ Erfassung der homosexuellen und trans* Opfer des Nationalsozialismus in Wien, sein Dissertationsvorhaben entwickelt. Es ist sein Ziel: „…die Praxis der Strafverfolgung homosexueller Akte in Österreich im 20. Jahrhundert anhand von Gerichtsakten zu untersuchen, um Kontinuitäten und Brüche in dieser Praxis im Verlauf von fünf politischen Systemen festzustellen.“ Der Historiker Franz X. Eder (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien), ein international anerkannter Spezialist im Bereich der Sexualitätsgeschichte und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Forschungsprojekts von Zentrums QWIEN, ist Erstbetreuer der Dissertation, die renommierte Rechtshistorikerin Ilse Reiter-Zatloukal (Institut für Rechtsgeschichte, Universität Wien), Fachfrau auf dem Gebiet der legal gender studies und ebenfalls eine Gewinnerin eines agpro-Forschungspreises, ist Zweitbetreuerin.
Mehr über das Dissertationsvorhaben erfahren Sie auf der Internetseite des DoktorandInnenzentrums der Universität Wien