office@qwien.at   +43 (0)1 966 01 10

Tätigkeitsbericht Zentrum QWIEN 2014

1. QWIEN Archiv

1.1. Forschungsprojekt ‚Namentliche‘ Erfassung der homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus in Wien:
Auch im Jahr 2014 arbeiteten Mitarbeiter_innen von QWIEN an der Datenerfassung der LGBTI-Opfer des Nationalsozialismus in Wien. In der von QWIEN entwickelten Datenbank werden neben persönlichen Daten der Opfer ihr soziales Umfeld und Details der Verfolgung erfasst. Das Erfassungsprojekt von QWIEN geht damit weit über alle bisherigen Projekte dieser Art im deutschsprachigen Raum hinaus, die meist nur die Lebensdaten und Stationen der Verfolgung dokumentieren. Gänzlich ohne Vorbild ist bislang die Erfassung der Verfolgungsinstanzen, so wird auch das involvierte Gestapo- und Kripopersonal wie auch jenes auf Seiten des Gerichts erfasst.

Die Erfassungsmaske Stammdaten der QWIEN Opferdatenbank

Die Erfassungsmaske Stammdaten der QWIEN Opferdatenbank


In Zusammenarbeit mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), das unsere Arbeit von Anbeginn an unterstützte (was man sich auch von anderen Archiven wünschen würde), hat das Team von QWIEN 662 Akten nach archivarischen Gesichtspunkten für das WStLA bearbeitet, Akten, deren Teile durcheinander waren, sortiert, von Metallteilen gereinigt und danach in fast allen Fällen vollständig digitalisiert. Zwei Drittel dieser Akten konnten bislang in der Opferdatenbank für die spätere Auswertung aufbereitet werden. Zuletzt wurden Akten des Sondergerichts aus dem Bestand des WStLAs nach demselben Verfahren aufbereitet und digitalisiert, um in die Auswertung miteinbezogen zu werden. Seit Anfang 2015 arbeitet Manuela Bauer an der Aufarbeitung von Militärgerichtsakten im Österreichischen Staatsarchiv, wobei sich dort im Gegensatz zum WStLA die Arbeit schwierig gestaltet.
Ein erstes Forschungsprojekt, das sich auf Auswertungen der QWIEN-Opferdatenbank stützen wird, ist die mit einem dreijährigen uni:docs Stipendium geförderte Dissertation Die Konstruktion weiblicher und männlicher Homosexualität im österreichischen Gerichtsakten des 20. Jahrhunderts von Mag. Johann Kirchknopf am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien.
Mitarbeiter_innen an der Namentlichen Erfassung: Mag. Andreas Brunner & Mag. Hannes Sulzenbacher (Leitung); Mag.a Sara Ablinger, Mag.a Manuela Bauer, Mag. Johann Kirchknopf, Virginia Hagn, Fabiana Ellmerer
1.2. Unser Aids
Ein partizipatives Webprojekt zur Geschichte von HIV/Aids in Österreich
Nach Vorbereitungsarbeiten 2013 erfolgte 2014 der technische Aufbau der Website www.unseraids.at in Zusammenarbeit mit der Webagentur Spinnwerk.
Unser Aids Screenshot1Die Präsentation fand am 24. Mai im Top Kino, Rahlgasse 1, 1060 Wien mit einer Vorstellung der Dokumentarfilme Vom Leben Lieben Sterben – Erfahrungen mit Aids und Vom Leben Lieben Sterben – Erfahrungen mit Aids 20 Jahre später von Manfred Neuwirth und Walter Hiller statt. 2015 soll die Website im Zuge der Aufstellung des Archivs der Aidshilfe Wien laufend mit Material zur Geschichte von HIV und Aids in Österreich ergänzt werden. Dieses Projekt wurde zur Gänze durch Drittmittel finanziert.
Tilly und Hedy im Interessanten Blatt 1927 (Foto: Max Fenichel)

Tilly Losch und Hedy Pfundmayr im Interessanten Blatt 1927 (Foto: Max Fenichel)


1.3. Queer History Day
Am 22. März fand der erste Queer History Day im Gugg, dem Vereinslokal der HOSI Wien statt. An fünf Vorträgen und Workshops zu Themen der schwul/lesbischen Geschichte nahmen mehr als 60 Studierende und Interessierte teil.
Vorträge:
– Ines Rieder: Queer Reading. Zur Biografik lesbischer Frauen anhand der Tänzerinnen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr
– Manuela Bauer/Hannes Sulzenbacher: Einführung zur NS-Verfolgung und die Frage: Wozu ein Homo-Mahnmal?
– Sara Ablinger: Historische Diskurse und Identitätszuschreibungen um Trans*geschlechtlichkeit und Intersexualität am Fallbeispiel des „Intersexuellen“ Alexander P.
– Andreas Brunner/Virginia Hagn: Wann beginnt Vergangenheit? Zur Historisierung von HIV und Aids.
– Christopher Treiblmayr: „Der bewegte Mann“. Das Bild des schwulen Mannes im deutschen Film – ein Meilenstein?
1.4. Mahnmal-Tagung
Inhaltliche Konzeption und Mitorganisation der Tagung Gedenken neu gedacht – Wien gedenkt vergessener Opfer. Zeithistorische, gesellschaftliche, queere und künstlerische Dimensionen des Gedenkens an homosexuelle und transgender NS-Opfer
2322_2014_Einladung_WAST_2014_Pant7512_Seite_1 komprimiertFreitag, 28.11.2014, 14.00–20.00 Uhr im Palais Epstein
Samstag, 29.11.2014, 9.00–18.30 Uhr im Wiener Rathaus, Wappensaal
Eine Initiative von Stadträtin Sandra Frauenberger und Stadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny, durchgeführt von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) in Zusammenarbeit mit QWIEN-Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte und in Kooperation mit KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien
Wissenschaftliche Leitung & Organisation: Mag. Wolfgang Wilhelm, Mag. Andreas Brunner, Mag. Hannes Sulzenbacher

2. QWIEN Bibliothek

2.1. Datenaufnahme der Bibliothek
Die Erfassung der Bestände der QWIEN Bibliothek im Archivprogramm Faust ist weiterhin in Arbeit.
2.2. Aufbereitung des Zeitschriftenarchivs

Berührendes Dokument einer Liebe: Raoul Aslans Gebetsbuch, das ihm Tonio Riedl 1938 widmete. 1953 widmete es Raoul seinem Geliebten.

Berührendes Dokument einer Liebe: Raoul Aslans Gebetsbuch, das ihm Tonio Riedl 1938 widmete. 1953 widmete es Raoul seinem Geliebten.


Das Zentrum QWIEN hat in Österreich den bei weitem umfangreichsten Bestand an nationalen und internationalen Zeitschriften zum Thema Homosexualität. Von der Homosexuellen Initiative Wien konnte QWIEN den Bestand an ausländischen Zeitschriften übernehmen. Dieser Zuwachs wird laufend in den Bestand von QWIEN integriert. Von April 2013 bis 2014 konnte dank einer Förderung des BMUKK ein großer Teil des Bestandes erfasst werden.
2.3. Ankäufe Bibliothek
Neben ausgewählten Titeln wissenschaftlicher Literatur, die für die laufende Arbeit benötigt werden, wurden 2014 einige Einzelstücke im Antiquariatshandel angekauft. Herauszuheben sind dabei einige persönliche Bücher aus dem Nachlass von Raoul Aslan bzw. Tonio Riedl, die nur durch eine großzügige Spende erworben werden konnten.
2.4. Schenkungen Bibliothek/Archiv
Weiterhin bekommt das Zentrum QWIEN Schenkungen und Nachlässe. Den umfangreichsten neuen Bestand stellt das Archiv der Aidshilfe Wien mit fast 300 Ordnern, zahlreichen Zeitschriften und Büchern dar, die zum Teil grob vorgeordnet für die Benützung aufgestellt wurden. Die zahlreichen Plakate wurden entfaltet und in einem Planschrank entsprechend gelagert.
Ein Teil des Archivs der Aidshilfe Wien

Ein Teil des Archivs der Aidshilfe Wien


Zeitungsausschnitte-Sammlung Kurt Krickler: 8 Kartons mit Zeitungsausschnitten zum Thema Homosexualität ab den 1980er Jahren. Zur Zeit wird der Bestand von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter nach Jahren chronologisch vorgeordnet.
Schenkung Gudrun Hauer: 8 Kartons Zeitschriften, Forschungsberichte und Zeitungsausschnitte zu schwul/lesbischen Themen. Für 2015 ist die Übernahme eines Teils des wissenschaftlichen Archiv von Gudrun Hauer geplant.
Schenkung Waltraud Riegler: Zeitungsausschnitte ab den 1970er Jahren.
2.5. BenützerInnen
Erfreulich ist der weitere Zuwachs an Benützer_innen der Bestände von Zentrum QWIEN. Durch Beteiligung an Lehrveranstaltungen des Instituts für Geschichte an der Universität Wien im Zuge des Queer History Days konnten wir mit unseren Beständen zahlreiche Studierende bei ihren Forschungsvorhaben unterstützen.
2014 nahm QWIEN erstmals am 1. Und 2. Oktober an der Informationsveranstaltung UNI:Leben Wien teil.
Auch die Zahl der Praktikant_innen war 2014 so hoch wie noch nie.

3. QWIEN Guide

Führungen 2014:
– Schwul/lesbische Stadtführungen
Unterschiedliche Touren durch Wien zu Orten schwul/lesbischer Geschichte
– Regenbogenführungen an der Universität Wien
Die in Zusammenarbeit zwischen Zentrum QWIEN und dem Veranstaltungsmanagement der Universität Wien durchgeführten Regenbogenführungen zum Thema Homosexualität in der Welt der Wissenschaft gingen ins 6. Jahr.

4. QWIEN Kultur

Cover_MüllerPräsentation
Johannes von Müller: »Einen Spiegel hast gefunden, der in allem Dich reflectirt«. Briefe an Graf Louis Batthyány Szent-Ivanyi 1802-1803
Einführung: Univ. Prof. Dr. Franz X. Eder, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien
Vortrag: André Weibel, Herausgeber der Briefedition Johannes von Müllers im Wallstein Verlag
Dienstag 10. Juni, 19.00 Uhr
Aula am Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2, 1090 Wien
[Eine Veranstaltung des Veranstaltungsmanagements der Universität Wien in Zusammenarbeit mit Zentrum QWIEN, dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, der Heinrich Hössli-Stiftung (Zürich) und des Wallstein Verlags (Göttingen)]

5. Interna

5.1. MitarbeiterInnen
– Ständige Mitarbeiter_innen: Andreas Brunner, Hannes Sulzenbacher, Joachim Losehand, Guido Prodinger, Sara Ablinger, Manuela Bauer, Johann Kirchknopf, Virginia Hagn
– Projektbezogene Mitarbeiterinnen: Carina Haselmayer, Ines Rieder
– Praktikant_innen: Stefanie Schönberger, Philipp Baun (Heidelberg), Johanna Taufner, Stefanie Schwarz, Fabiana Ellmerer
– Ehrenamtlicher Mitarbeiter: Poldo Weinberger
5.2. Projekte 2015
– Queer History Day 2015: Am 17. Jänner findet der zweite Queer History Day in Zusammenarbeit mit der Lehrveranstaltung Grundkurs Fachdidaktik (I) von Christopher Treiblmayr und Andrea Brait vom Institut für Geschichte der Universität Wien im Tagungszentrum der Aidshilfe Wien statt.
– 150 Jahre queere Ringstraße: Spezialführung zum 150-Jahr Jubiläum der Eröffnung der Wiener Ringstraße
– Publikation der Vorträge und Diskussionen der Mahnmal-Tagung im Zaglossus Verlag.

Das interessiert Dich vielleicht auch ...

de_DEDeutsch