Am 23. Juni und 24. Juni 2016 wird im Juridicum eine Tagung zum 45-Jahr-Jubiläum der sogenannten „Kleinen Strafrechtsreform“ stattfinden, mit der einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen entkriminalisiert wurden.
Die Tagung hat zum Ziel, historische Aspekte der Strafverfolgung wegen „gleichgeschlechtlicher Unzucht“ (§ 129 Ib des Strafgesetzes von 1852), deren Nachwirken bis in die Gegenwart und die diesbezügliche Erinnerungskultur zu untersuchen. Im Blick sind dabei sowohl der Vergleich mit internationalen Entwicklungen, die in ihren Einflüssen auf die österreichische Gesellschaft und insbesondere auf das Rechtssystem untersucht werden sollen, als auch gegenwärtige gesellschaftliche Debatten zur weiteren (rechtlichen) Gleichstellung von LSBTI (lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und intersexuelle Personen). Eingebettet wird die Diskussion in die übergeordnete Frage nach Kontinuitäten im Umgang mit so genannten Minderheiten im 20. Jahrhundert, den Möglichkeiten gesellschaftlicher Intervention sowie der Rolle sozialer Bewegungen. Dabei soll neben historischen und juristischen Perspektivierungen einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Annäherungen Raum gegeben werden (Soziologie, Politikwissenschaft, Europäische Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie, Pädagogik etc.), und ebenso die Seite des gesellschaftspolitischen Aktivismus reflektiert werden, um umfassend einen bedeutenden Aspekt der Rechts-, Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte im 20. Jahrhundert zu beleuchten.
Datum: Donnerstag, 23. Juni 2016 –Freitag, 24. Juni 2016
Ort: Dachgeschoß im Juridicum, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien
Veranstalter_innen: Univ. Prof. Dr. Franz X. Eder (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien) und ao. Univ. Prof. Dr. Ilse Reiter-Zatloukal (Institut für Rechts-und Verfassungsgeschichte, Universität Wien)
Internetseite der Tagung: http://homosexualitaeten.univie.ac.at/