30 Jahre Libertine
Noch eine Woche lang zeigt die Libertine im Galerieraum des Amerlinghauses eine Ausstellung zu ihrer 30-jährigen Geschichte.
Ein Inserat in der Wiener Stadtzeitung Falter stand nicht nur am Anfang der Gründungsgeschichte der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien sondern auch an der Wiege der Libertine, die 2016 ihren 30. Geburtstag feiert. An dieser ersten SM-Initiative Österreichs maßgeblich beteiligt waren Heike Keusch und Hermes Phettberg, der wenige Jahre danach aber unter gehörigem Theaterdonner mit einer Brandrede die Sadomasochismus-Initiative wieder verließ, wohl auch weil sie in der Meinung von Phettberg zu wenig politisch Flagge zeigte.
Doch war und blieb die Libertine in all den dreißig Jahren immer eine politische Organisation, die sich dem Kampf um die Anerkennung sexueller Minderheiten verschrieben hatte. Lange bevor SM fashionable wurde und lange vor aufgeplusterten SM-Bestsellern á la Fifty Shades of Grey publizierten die Aktivist_innen der Libertine das Sadomasochistische Manifest und diskutierten über SM in ihrem Magazin Unter Druck, das heute das älteste, regelmäßig erscheinende SM-Forum im deutschsprachigen Raum ist. Es gab auch immer eine wenn auch in der Intensität schwankende Verbindung zu queeren Communities der Stadt. Gerade für Trans_Personen wurde die Libertine zu einem sicheren Ort ihre Identitäten auszuprobieren und sexuelle Präferenzen ohne Vorverurteilung auszuleben.
Ihrem Motto SM-Lebensweisen sichtbar zu machen folgend, nahm die Libertine schon 1996 an der ersten Regenbogen Parade teil und machte auch mit zahlreichen Partys auf sich aufmerksam. Seit nunmehr 15 Jahren gehört das jährlich stattfindende Strenge Heurigenfest zum Fixpunkt im Kalender der Wiener Fetisch-Szene. 2016 gelang auch wieder eine Annäherung an die schwule SM-Szene. Erstmals seit Jahren gab es bei Wien in schwarz wieder eine gemischte Fetisch-Party im Fluc, deren großer Erfolg auf eine Fortsetzung der Kooperation hoffen lässt.
Die umfangreiche Ausstellung zu den ersten dreißig Jahren der Libertine ist noch bis 22. November im Amerlinghaus zu sehen. Detaillierte Öffnungszeiten und Infos: www.libertine.at