Der Queer History Day (QHD) 2019 steht einerseits im Fokus von Europride und 50 Jahre Stonewall, andererseits feiern wir den 10. Geburtstag von QWIEN – Zentrum für queere Geschichte.
Kulturstadträtin Mag.a Veronica Kaup-Hasler und Gemeinderätin Martina Hanke, BA (in Vertretung von Stadtrat Mag. Jürgen Czernohorszky) werden den Festakt eröffnen, o. Univ.-Prof Dr. Wolfgang Schmale wird den Festvortrag halten.
Die Vorträge zum QHD finden am 31. Mai von 12.00 bis 16.00 Uhr in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte der Universität Wien in der Sky Lounge der Universität Wien am Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1090 Wien statt. Bei prächtigem Ausblick aus dem 11. Stock ist der QHD für alle Interessierten bei freiem Eintritt zugänglich.
Moderation: Johanna Taufner, M.A., MSc
Programm:
12.00 Uhr: Einlass
12.15-12.30 Uhr: Begrüßung durch Stadträtin Mag.a Veronica Kaup-Hasler (MA 7) und Gemeinderätin Martina Hanke, BA, in Vertretung von SR Mag. Jürgen Czernohorszky (MA 13)
12.30-13.00 Uhr: Festvortrag zum 10-jährigen Bestehen von QWIEN von o. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schmale (Institut für Geschichte der Universität Wien): Die Entwicklung der Menschenrechte in Bezug auf die sexuelle Orientierung. Ab wann spielte die sexuelle Orientierung von Menschen im Zusammenhang von Menschenrechten eine Rolle? Bei der Suche nach einer Antwort ist dabei zu unterscheiden zwischen gesellschaftlichen Debatten und Ansprüchen, einerseits, und gerichtsfesten Normierungen, andererseits, wie sie in Verfassungen, Gesetzen mit Verfassungsrang und verbindlichen Rechteerklärungen aufzufinden sind. Gesetzliche Normierungen sollten idealerweise den Stand gesellschaftlicher Debatten und Entwicklungen widerspiegeln, sie tun es aber häufig nicht, aufgrund ideologischer Konflikte oder widerstreitender politisch-sozialer Interessen. Menschen- und Grundrechte sind davon nicht ausgenommen. Im Vortrag soll ausgehend von dieser Grundfrage die Entwicklung der Menschenrechte in Bezug auf die sexuelle Orientierung in den Blick genommen werden, wobei am Anfang eine kurze „Rückbesinnung“ auf 1789 steht. Genauer untersucht wird EU-Recht, das freilich im Zusammenhang globaler Entwicklungen steht.
Zum Nachlesen gibt es den Festvortrag auf dem Menschenrechts-Blog von Wolfgang Schmale.
Im Anschluss bitten wir zu einem Umtrunk.
13.15-14.00 Uhr: Mag.a. Elisa Heinrich und Mag. Johann Kirchknopf (Institut für Geschichte der Universität Wien): Homosexualitäten revisited. Präsentation des aktuellen Bandes der OeZG – Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften. Seit beinahe dreißig Jahren zählt die Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (OeZG) zu den renommierten Fachzeitschriften für Historiker*innen. 1998 erschien erstmals ein Schwerpunktheft zum Thema „Homosexualitäten“ (Jahrgang 9, Heft 3, 1998). Nicht nur die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die historische Homosexualitätenforschung haben sich seither stark gewandelt. Vor diesem Hintergrund entstand unter dem Titel „Homosexualitäten revisited“ erneut ein Schwerpunktheft der OeZG, das diese vielfältigen Veränderungen aufgreift und Einblick in aktuelle Forschungen gibt. In unserer Präsentation wollen wir die veränderte Forschungslandschaft und ihre Rahmenbedingungen im Spiegel der beiden Hefte thematisieren.
14.00-14.45 Uhr: Dr. Peter F. N. Hörz (Kulturanthropologe, Universitäten Esslingen und Graz): Frivole Proteste. Christopher Street Day und Gay Pride-Events zwischen Party und Politik. Mit einigem Recht lässt sich die Geschichte der Gay Pride-Festivals – im Deutschen ist meist vom Christopher Street Day (CSD) die Rede – als die Geschichte eines Erfolges erzählen, der seinesgleichen sucht. Denn unter Bezugnahme auf die Stonewall Riots von 1969 begehen heute vielerorts auf der Welt Millionen Menschen einen Tag, an dem die LGBTQ*-„Community“ öffentliche Räume in Besitz nimmt und sich sichtbar macht. Fokussiert man den deutschsprachigen Raum, so kann konstatiert werden, dass das, was Ende der 1970er Jahre mit bescheidenen Umzügen und Feiern begonnen hatte, in jüngerer Vergangenheit einen Prozess der „Eventisierung“ und ein überaus dynamisches Wachstum erlebte. Sieht man genauer hin, so wird deutlich, dass die Veranstaltungen nie unumstritten waren: Kritisiert wurden und werden schrille und „obszöne“ Auftritte, die den politischen Charakter der Veranstaltung störten und falsche Bilder der LGBTQ*-Bevölkerung zu produzieren hälfen. Bemängelt wurde und wird eine fortschreitende Entpolitisierung und „Verspassung“ der Veranstaltungen. Kritisiert wurde und wird – besonders seit Judith Butlers spektakulärem Auftritt auf dem Berliner CSD von 2010 – die Exklusion von Minderheiten und ein Verlust solidarisch-politischen Bewusstseins der Demonstrierenden, die heute hauptsächlich kämen um (sich selbst) zu feiern. Aufbauend auf beobachtender Teilnahme und auf Gesprächen mit Teilnehmenden und Kritiker*innen von Prides/CSDs in/aus Österreich und Deutschland und auf der Auswertung der Ergebnisse von dieser Thematik gewidmeten Lehrveranstaltungen aus den Jahren 2014–2019 verhandelt der Vortrag die Frage nach der politischen Dimension von Gay Pride-Festivals aus kulturanthropologischer Perspektive.
15.00-15.15 Uhr: Kurzpräsentation I – Mag. Thomas Tretzmüller – (Projektmitarbeiter, Zentrum QWIEN und Österreichische Liga für Menschenrechte): Das Archiv der Österreichischen Liga für Menschenrechte als Quelle für die politische Geschichte und die Geschichte der Zivilgesellschaft in der 2. Republik. Ab Herbst 2019 wird das im Zentrum QWIEN als Dauerleihgabe aufbewahrte Archiv der Österreichischen Liga für Menschenrechte für die Forschung zugänglich sein. Alleine das von Erich Körner, dem Generalsekretär der Liga von 1964 bis 1984, akribisch organisierte Material aus der Zeit von 1945 bis 1984 umfasst mehr als 150 Kartons. Ein kurzer Bericht zur momentan stattfindenden Inventarisierung präsentiert die inhaltlichen Schwerpunkte des Bestandes, die Recherchemöglichkeiten in der Archivdatenbank und gibt Hinweise auf zentrale Tätigkeitsbereiche, Personenkreise, nationale wie internationale Kontakte und Kooperationen, die das Archiv für verschiedene Fragestellungen interessant machen. Durch das frühe Eintreten der Liga für die Entkriminalisierung und Enttabuisierung von Homosexualität ist ihr Archiv auch eine wichtige Quelle zur Geschichte der Schwulen und Lesben in Österreich. Leserbrief an die Österreichische Liga für Menschenrechte, mit Bearbeitungsvermerken zur Veröffentlichung in der Zeitschrift Das Menschenrecht, Archiv der ÖLfM
15.15-15.30 Uhr: Kurzpräsentation II – Mag. Andreas Brunner und Mag. Hannes Sulzenbacher – (Leitung Zentrum QWIEN): Zehn Jahre QWIEN. Projekte und Ausblick. Zum 10. Jahrestag seiner Gründung setzt QWIEN mit seiner Umbenennung ein Zeichen – aus dem „Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte“ wurde zu Jahresbeginn das „Zentrum für queere Geschichte“. Der neue Untertitel bedeutet dabei einerseits eine Erweiterung, andererseits aber auch eine Einengung des Tätigkeitsprofils von QWIEN. Zum 10. Jahrestag erfolgte die Umbenennung von QWIEN in Zentrum für queere Geschichte Verstand sich QWIEN in den Gründungsjahren auch als Kulturveranstalter*in, die von Lesungen, Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen bis zu Filmpräsentationen ein breites Kulturprogramm zu präsentieren versuchte, erfolgte in den letzten Jahren eine zunehmende Konzentration auf Kernaufgaben, denen sich QWIEN heute widmet.
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