„Zu Malen habe ich begonnen, weil ich reiche Freunde hatte und Geschenke machen musste“, flunkert Max Kübeck mit für ihn typischem Understatement in einem Gespräch mit Marlene Streeruwitz, das auch auf Youtube zu finden ist. Eigentlich ist er Restaurator, der auch zu malen Begonnen hat, weil er „einen Platz in der Welt suchte“. Einen Platz als schwuler Mann. So waren seine frühen Werke auch gegenständlich, oft Männerakte in erotischen Posen. Er wollte sein schwules Leben darstellen. Zu schwul für Galerien – damals.
Er kämpfte wie viele andere gegen die Lüge an, gegen das Verleugnen der eigenen Identität und Sexualität. Obwohl auch sein Vater schwul war, wie er in seinem lesenswerten autobiografischen Roman „Die blaue Brosche“ erzählt, leugnete sich die Familie, vor allem seine Mutter, die Realität anzuerkennen. Lange war er sich selbst gar nicht der Lügen bewusst, weil er Teil eines Systems war, das schwer aufzubrechen war.
Max Kübeck war 22 Jahre alt als das sogenannte Totalverbot für homosexuelle Handlungen aufgehoben wurde, langsam entwickelte sich erst in den 1970er-Jahren ein schwules Selbstbewusstsein. Als Aids ab Mitte der 1980er-Jahre in die schwule Lebensrealität einbrach, war zuerst die Verunsicherung groß. Doch wandelte sie sich rasch in Wut gegen Vorurteile und Zuschreibungen, vor allem aus konservativen Kreisen (aber nicht nur von dort), dass Aids eine „schwulen-Pest“ sei, eine „Strafe Gottes“. Aids hat seine Generation schwuler Männer politisch gemacht, weil sich niemand um die Kranken, um sterbende Freund kümmerte.
Künstlerisch entwickelte sich Max Kübeck auch weiter und wandte sich der Abstraktion zu. Als Restaurator für alte Meister und gotische Madonnen war es für ihn ein weiter Schritt, den persönlichen Ausdruck von realistischen Darstellungen zu einer intuitiven Komposition aus Farben und Formen zu wandeln. Er mache heute nur noch Punkterl, stundenlang, erzählt er. Da könnte er genauso gut Rosenkranzbeten, wenn er noch beten würde. In diesem meditativen Schaffensprozess erarbeitet er Texturen, die auch viel mit seiner Tätigkeit des Restaurierens zu tun hat. Max Kübeck gibt keine Interpretation zu diesen Formen, denn man müsse Kunst nicht immer verstehen.
Nun sind Werke von Max Kübeck aus 50 Jahren für kurze Zeit in der Galerie Mario Soldo zu sehen. Die Eröffnung findet Samstag, den 9. April, ab 14.00 Uhr in der Galerie Mario Soldo, Mittersteig 1, 1040 Wien statt. Geöffnet bis 19. April, täglich außer Sonntag & Montag 14.00 bis 19.00 Uhr.