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Fundstück Februar (2023)

Fundstück des Monats im Februar- Die FPÖ nimmt PreP vorweg

Die Arbeitsgemeinschaft HOMOTEXT war so etwas wie eine queere Version der nationalen Nachrichtenagentur APA. Zumindest scheint das so in den Meldungen von 1993 bis 1995, die sich in einem kleinen Ordner in unserem Archiv erhalten haben. Alle Neuigkeiten, Veranstaltungen und Meldungen rund um queeres Leben wurden hier versammelt und online (vielleicht auch per Fax) an eine Liste von Abonnent*innen geschickt. Da finden sich Informationen über die Gaydisco Innsbruck im Utopia am 4. April 1993 oder über ein lesbisches Billiardturnier im November 1994 im Cafe da Vinci in Linz. Man findet auch eyecatchy Header wie „Neil Tennant outet sich“, „Die 4. Gay Times in New York“ oder „ORF produziert keine lesbische Sissi“.

Für  unser Fundstücks des Monats im Februar haben wir folgende Meldung ausgewählt:

30.Mai 1994

„Die Wiener FP-Gesundheitssprecherin und Stadträtin Landauer forderte, daß in Wachzimmern das Medikament AZT vorrätig gehalten wird, damit die Beamten es gleich schlucken können, wenn sie von HIV-Infizierten verletzt werden …“

Wieder einmal ein glänzendes Beispiel für die Ahnungslosigkeit der FPÖ, die mit medizinisch sinnlosen Forderungen für ihrer ebenso ahnungslosen Anhänger*innen gesundheits- und sicherheitspolitische Kompetenz zeigen will. Das Medikament AZT war das erste, das schon in den 1980er-Jahren bei der Behandlung von AIDS-Kranken eingesetzt wurde. Abgesehen von den zahlreichen Nebenwirkungen, die es hatte, konnte es den Krankheitsverlauf im besten Fall verlangsamen, aber keine Infektion verhindern oder heilen.

Wäre es nicht so fahrlässig, könnte man den Vorschlag von Karin Landauer, die ab 1991 auch Nichtamtsführende Stadträtin war, als geistreichen Vorschlag für die PrEP (Präexpositionelle Prophylaxe) interpretieren. Diese wird heute eingesetzt, um Infektionen mit dem HIV zu verhindern. Dieser Fortschritt war 1994, als die FP-Gesundheitssprecherin die Abgabe von AZT empfahl, in weiter Ferne.

Wenn man bedenkt, dass eine HIV-Infektion für Viele zu diesem Zeitpunkt noch ein Todesurteil bedeutete, weil erst 1996 die Kombinationstherapie als erste wirksame Therapie gegen AIDS entdeckt wurde, muss man die Meldung von Karin Landauer als Verhöhnung empfinden. Sie ist aber auch ein Zeichen für die Verantwortungslosigkeit und Inkompetenz der FPÖ im Umgang mit HIV und AIDS.

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de_DEDeutsch