Die Soziologin Pinar Selek hat 58 türkische Männer interviewt, darunter auch Kurden und Armenier. Sie alle teilen bestimmte Abschnitte ihrer Biografie: 1. Beschneidung, 2. Militärdienst, 3. Arbeit finden, 4. Heirat und 5. Vater (eines Sohnes) werden – fünf Punkte, die den türkischen „ganzen Mann“ ausmachen. Doch Selek möchte über die türkischen Männer hinaus etwas über alle Männer erzählen: Am Beispiel des (türkischen) Militärdienstes veranschaulicht sie die schwierige Identitätsfindung: Er gilt als Prüfung, die nur bestanden ist, wenn der Mann »gebrochen« wurde und seinen Platz in der Autoritätshierarchie eingenommen hat. Das Buch will einerseits, „deutschsprachigen Lesern Zugang zu den Erfahrungen verschaffen, die Männer in der Türkei mit Männlichkeitsmechanismen machen“ und damit einen Einblick in die türkische Gesellschaft geben. Es will aber auch „geformte Geschlechternormen in anderen gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen“ beleuchten. „Zum Mann gehätschelt. Zum Mann gedrillt“ beleuchtet nicht nur die Erfahrungen in der Türkei, sondern fordert auf, the Making of Mannsein auf allgemeiner Ebene zu hinterfragen. Trotz aller Gründlichkeit und klugen Beobachtung der Autorin, weiß man deshalb gelegentlich nicht, wo das Erkenntnisziel der Publikation liegt. P.S. Die Autorin Pinar Selek wurde am 23. November von einem türkischen Höchstgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie soll führendes Mitglied der PKK und unter den TäterInnen eines Bombenanschlags in Istanbul sein. Prozess und Urteil waren dabei höchst umstritten, selbst der sogenannte „Bombenanschlag“ könnte ein Unfall, die Explosion einer Gasflasche, gewesen sein. Der Fall wird nun dem EuGH in Strassburg vorgelegt. Pınar Selek: Zum Mann gehätschelt, zum Mann gedrillt: männliche Identitäten Ausgabe: 1. Aufl. Verleger: Berlin : Orlanda Erscheinungsjahr: 2010 Umfang/Format: 237 S. ; 21 cm Einheitssachtitel: Sürüne sürüne erkek olmak ISBN: 978-3-936937-73-2 Einband/Preis: kart. : EUR 18.00 [D]