Auftakt der Pride-Saison war bestimmt der Life Ball. Weniger vermarktet, aber nicht minder geschätzt fanden in der vergangenen Woche – nebst Regenbogenparade – die HomoBiTrans*-Aktionstage und der 4. Dyke March statt. Krönender Abschluss wird die 1. VIENNA SHAME sein.
Vom 15.-17. Juni 2011 fanden die HomoBiTrans*-Aktionstage der ÖH Wien in Kooperation mit der Rosa Lila Villa, dem Frauencafé, dem Schikaneder und der Schenke statt. Die Aktionstage waren zeitlich auf die Regenbogenparade am 18. Juni 2011 abgestimmt, deren Höhepunkt der Dyke March war. Im Anschluss wurde beim Gender Crash III (Marea Alta/Brut) ausgelassen gefeiert. Das Workshop-Programm im Vorfeld versprach Gutes, war unglaublich vielseitig und kostenfrei: Einführung in Tontechnik oder Computer Visual Programme, How-2-Make Zines oder Recycling-Sextoys Workshops, ein Drag Workshop, einFilmscreening im Schikaneder und am Uni Campus, ein Bondage-Workshop mit hohem Andrang ? und zu guter Letzt eine Diskussion zu anti-sexistischer Baupraxis und eine Transparent-Malaktion für den 4. Dyke March 2011.Ganz nach dem Motto „sex sells“ war die Begeisterung beim Sextoy- und Bondage-Workshop besonders groß.Es waren schließlich auch nicht irgendwelche Sextoys, die beim „Bikesexual“-Workshop angefertigt wurden, sondern Recycling-Toys aus Rad- und Reifenzubehör: hier wurden sie – unter Anleitung von Rheta – umgewandelt in vegane Fetischkleidung und Harnesse aus Fahrradschläuchen, Handschellen aus Radketten und sonstige erotische Accessoires. Für mich stand der Workshop unter dem Motto:„Schützt die Umwelt, reizt das Umfeld“ ? !
Organisiert vom Lila Tipp versammelten sich am 17. Juni 2011 unzählige LesbenTrans* beim Sappho Denkmal im Volksgarten und starteten den 4. Vienna Dyke March unter dem Motto „Slippery when wet – kein Einschleimen für Anerkennung“.Mit Badeanzug, Schwimmflügerln oder -reifen und vielen tollen Transparenten (der HomoBiTrans*Aktionstage) ausgestattet, spazierte die ganze Truppe vom Volksgarten durch den 1. Bezirk bis zum Burggarten. Wer glaubt, das sei eine typische Demo gewesen irrt sich gewaltig: Spritzpistolen, Wasserbomben und vor allem warme, rote Grütze aka Lesbenschleim machten den Dyke March zu einer sommerlichen Zelebration der Freude – a Pride of our own. Auch wenn der Dyke March selbst verspielt war, die Hintergründe sind ernst: Lesben kämpfen noch immer (auch innerhalb der HomoBiTrans*-Community) um Sichtbarkeit und Anerkennung, gekoppelt mit feministischen Forderungen. Weiters ist er – neben der Vienna Shame – Kritik an der Vermarktung der Regenbogenparade. Sichtbar waren wir und vielleicht haben wir uns auch ein Stück lesbisches Territorium in der Wiener Innenstadt erobert: mit Wasserschlachten und Schleim-Bombardement. Großer Dank gebührt den Organisator_innen des Lila Tipp, die diesen Dyke March auf die Beine gestellt und in ein so freudiges Ereignis verwandelt haben.
Verweis: Abbildungen sind Fotografien der Autorin