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Was ist Asexualität und was hat sie mit queerer Identität zu tun?

Ein Artikel von Briana N.(U.S.-Amerikanerin und bekennende queere Asexuelle. Sie ist in der Forschung zu Umweltingenieurwesen tätig und in queeren und Asexual Awareness Kontexten aktiv.) Es wird oft geschätzt, dass 1% der globalen Bevölkerung asexuell ist [1]. Asexualität ist der Mangel an Verlangen nach sexueller Interaktion. Im Gegensatz zum Zölibat ist Asexualität keine Wahl, sondern als sexuelle Orientierung zu verstehen. Asexuelle Menschen haben die gleichen sozialen und emotionalen Bedürfnisse wie alle Menschen—minus Sex. Manche Asexuelle halten Händchen, umarmen sich gegenseitig, küssen oder kuscheln. Das heißt: Asexualität bedeutet nicht, dass die Person keine körperliche Nãhe möchte oder vertragen kann, obwohl die Grenzen der Körperlichkeit sich je nach der Person unterscheiden—ähnlich wie Menschen in der sexuellen Community auch ihre eigene Grenzen haben. Darüber hinaus müssen sich Asexuelle allerdings anderen Herausforderungen stellen. Im Liebesbereich gibt es wenige Menschen, für die eine Beziehung ohne Sex überhaupt in Frage kommt. Einige Asexuelle werden einen „Kompromiss“ schließen, um Partner_innen sexuell zu befriedigen. Für andere Asexuelle kommt ein Kompromiss gar nicht in Frage. Für solche sexuell-asexuellen oder „gemischten“ Beziehungen gibt es drei Alternativen: 1) einen „Deal“ zwischen asexuellem/r und sexuellem/r Partner_in, 2) die/der Sexuelle lebt ohne Sex oder 3) formt eine offene (hoffentlich ehrliche) sexuelle Beziehung nebenbei. Asexualität bedeutet, dass die Person kein Verlangen nach sexueller Interaktion hat, aber Asexualität erklärt nichts über romantische Anziehung. Asexuelle Menschen können sich zu allen—oder keinen—Genders hingezogen fühlen. Asexuelle Menschen können homoromantisch, heteroromantisch, biromantisch, panromantisch und so weiter sein. Manche Asexuelle formen Partner_innenschaften, manche bevorzugen intime Freund_innenschaften mit einer oder mehreren Personen und manche Asexuelle bleiben lieber selbständig und allein. Andere Asexuelle haben überhaupt keine romantische Anziehung; diese Menschen identifizieren sich oft als aromantisch. Es gibt zahlreiche Beziehungsformen, inklusive Freund_innenschaften, die ohne sexuelle Interaktion genau so wichtig wie sexuelle Beziehungen bewertet werden und bewertet werden sollten. In diesem Sinne ist die asexuelle Community im Vorfeld der Erzeugung kreativer Beziehungsmodellen. Allerdings, obwohl diese Kreativität und Unbegrenztheit innerhalb der Community gefeiert weird, werden genau die gleichen Qualitäten in der größeren Gesellschaft als Motive genutzt, asexuelle oder platonische Beziehungen zu entwerten. Leider kommt diese Entwertung auch in der queeren Community vor. Ist Asexualität dann überhaupt queer? Jein. Sie ist auf jeden Fall nicht gleich Heterosexualität und in diesem Sinne kann sie als queer verstanden werden. Natürlich gibt es Asexuelle, die sich als queer identifizieren, und natürlich gibt es Asexuelle, die sich als hetero o.ä. identifizieren. Leider werden asexuelle Menschen in vielen Fällen—ohne Rücksicht auf Semantik—von der queeren Community abgelehnt, insbesondere Heteroromantische. Die Asexuellen, die sich als queer identifizieren und von der queeren Community akzeptiert werden, haben Glück. Wenn die queere Community sich verbreitet und inklusiver wird, werden hoffentlich mehr asexuelle Menschen ihren Platz innerhalb der Community finden. Zum größten Teil kommt das auf uns an.

Top 10 der Vorurteile gegenüber Asexuelle

10. Asexuelle sind psychisch oder körperlich krank. 9. Asexualität ist Indikation unausgeglichener Hormone. 8. Alle Asexuellen wurden missbraucht. 7. Asexuelle haben eine Elitementalität; sie denken, dass sie „besser“ als Sexuelle sind. 6. Asexuelle haben Probleme mit Intimität oder Vertrauen. 5. Asexuelle sind asozial. 4. Asexuelle sind einsam und werden immer allein leben. 3. Junge Menschen, die sich als asexuell bekennen, werden aus der „Phase“ herauswachsen. 2. Asexuelle sind schwul/lesbisch/bi/usw. und wollen es nicht bekennen. 1. Asexuelle haben die richtige Person noch nicht kennengelernt. Einfach: nein. Asexualität ist keine Krankheit und sollte nicht als solche betrachtet werden. Außerdem gibt es genauso viel Diversität innerhalb der asexuellen Community wie außerhalb.

Nähere Infos zu diesen Themen können auf AVEN (Asexual Visibility and Education Network) gelesen werden: www.asexuality.org und im deutschsprachigen Unterforum, www.asexuality.org/de. Andere interessante und informative asexuelle Webseiten sind: http://www.asexualunderground.blogspot.com (Blog von AVEN-Gründer, David Jay)http://www.youtube.com/hotpiecesoface (Vlog-Serie über Asexualität) http://www.apositive.org (ein Portal für Diskurs über Asexualität) http://www.asex-wiki.de (Wiki zum Thema Asexualität, auf Deutsch) http://www.asexuality.org/wiki (Wiki zum Thema Asexualität, auf Englisch) ~*~ [1] Bogaert, A. (2004). „Asexuality: Prevalence and associated factors in a national probability sample.“ Journal of Sex Research 41(3): 279-287.

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