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Stonewall in Wien – die 1990er: Dennis Beck

Was bedeutete das Aufkommen von Aids für die Schwulenszene der 80er Jahre?
Ich erinnere mich noch an 1982, noch bevor Aids ein Thema war. Da gab’s Pickerl mit “Homosexualität ist sicherer als die Pille”. Schwule Männer hatten nie Kondome verwendet. Diese Zeit war schlagartig vorbei. 1983 wurden die ersten Fälle in Europa beschrieben. In Österreich hat man schnell reagiert. 1985 wurde die Aids-Hilfe gegründet. Das war damals eine Initiative einiger Aktivisten der HOSI, wie Reinhardt Brandstätter, Kurt Krickler, Dieter Schmutzer und Beamte des Gesundheitsministeriums. Die Auswirkung auf die Schwulenszene war eine, die bis heute wirkt. Einerseits dadurch, dass Schwule medial als Gefahr dargestellt wurden. Die andere Seite war, und da ist für mich Dr. Reinhardt Brandstätter ein Symbol gewesen , dass Aids auch dazu beigetragen hat, dass Schwule – auch mit der deklarierten Bekennung  zum Schwulsein – als Gesprächspartner und Experten akzeptiert wurden.
Aber wie wirkte sich das auf das schwule Leben selbst aus? In den Lokalen, in den Darkrooms?
Es war ein großer Schock, der ein paar Jahre angehalten hat. Einfach dadurch, dass viele Leute erkrankt und gestorben sind. Wer damals die Diagnose bekommen hat, hat leider oft mit der Annahme recht behalten, dass er in drei oder fünf Jahren stirbt. Das war die Zeit, wo es noch überhaupt keine Therapie gab. Erst ein paar Jahre danach hat dann ein rationellerer Umgang mit HIV und Aids stattgefunden und haben dann auch die Präventionsprogramme greifen können.
In den 80er Jahren trat auch die Forderung nach Anerkennung lesbischer und schwuler Partnerschaften auf. Gibt es da einen thematischen Zusammenhang?
Natürlich gibt es sachliche Verbindungen. Durch Aids starben Partner. Themen wie “kann ich meinen Partner im Spital besuchen?” oder “Was ist mit der Wohnung, wenn einer gestorben ist?”, Erbrecht, usw. waren viel früher im Lebenslauf eines Schwulen Menschen auf die Tagesordnung gekommen, als es vor Aids und HIV der Fall war.
Mitte der 90er Jahre gab es dann die ersten Kombinationstherapien. Was hat sich dadurch geändert?
HIV und Aids ist noch immer ein Thema, noch immer wichtig, aber es ist ein ganz anderes Thema, als damals in den 80er Jahren. Wenn heute jemand die Diagnose HIV positiv bekommt, bedeutet das Gott sei Dank ganz was anderes, als es in den 80er Jahren der Fall war. War es damals wirklich ein Todesurteil, ist es das heute in aller Regel nicht mehr. HIV und Aids hat sich durch die Entwicklung der Medikamente massiv verändert. Seit 1996 wird die Kombinationstherapie breit eingesetzt, mit immer besseren Erfolgen, weil immer bessere Wirkstoffen und Kombinationen entstanden sind. Das bewirkt tatsächlich, dass man heute bei Aids von einer chronischen Krankheit sprechen kann, mit der man Jahrzehnte leben kann und wir auf den besten Weg sind,  dass  Menschen, die den positiven HIV-Test bekommen, eine normale Lebenserwartung haben können.

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