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Queer History Day 2016

Der 3. Queer History Day (QHD) findet am 9. April 2016 im Tagungszentrum der Aidshilfe Wien, Gumpendorfer Gürtel  4, 1060 Wien, statt.
Der QHD 2016 wird wieder in Zusammenarbeit mit der Lehrveranstaltung „Grundkurs Fachdidaktik“ am Institut für Geschichte der Universität Wien stattfinden. Wir setzen die Aufbauarbeit der letzten Jahre fort und intensivieren die Vernetzung junger akademischer Forschung mit Lehrer_innen und historisch Interessierten. Als Teil der Initiativen, die am Bildungskatalog der „Akademie der Vielfalt“ mitgearbeitet haben, möchten wir unser Angebot noch attraktiver gestalten, weshalb wir 2016 den QHD erstmals mit einem Eröffnungsvortrag starten.
Die Teilnahme am QHD ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich: qhd@qwien.at

Martin Lücke

Martin Lücke, Berlin


11.00 – 11.45 : Keynote Lecture
Martin Lücke (Professor für Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin): Sexuelle Vielfalt im Handlungsfeld Schule. Konzepte aus Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik
Der Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt gewinnt in bildungspolitischen und wissenschaftlichen Debatten zunehmend an Bedeutung. Noch immer werden nicht-heteronormative Lebensweisen abgewertet – mit weitreichenden Folgen für die individuelle Identitätsentwicklung der Jugendlichen. Einen wertschätzenden Umgang mit vielfältigen Identitäten und Lebensweisen zu ermöglichen, stellt pädagogisch Agierende jedoch vor besondere Herausforderungen.
12.00 – 12.45:  Kurzvorträge zu den Workshops
– Markus Pusnik (Verein Ausgesprochen!): Vielfalt im Schulhaus ist sichtbar! Reflexionen zur Chronologie einer Plakatkampagne
„Vielfalt im Schulhaus ist sichtbar. Eine Spurensicherung“ Unter diesem Titel hat der Verein AUSGESPROCHEN! LGBTI* Lehrer*innen in Österreich den schulischen Alltag auf Momente der Abweichungen der heterosexuellen Norm untersucht und mittels fotografischer Vignetten betont deutlich fokussiert. Die Ergebnisse der Recherche wurden im Oktober 2015 als Plakatserie präsentiert. In weiterer Folge sollten die Plakate an alle Wiener Schulen ausgesendet werden, um dort zur wertschätzenden Bewusstwerdung von LGBTI* beizutragen. Wesentlich an der Kampagne war diese Idee: Von Lehrenden für Lehrende. Schließlich beginnt die Sensibilisierung für LGBTI* Agenden nicht zuletzt in den Lehrer*innenzimmern.
Der Vortrag von Markus Pusnik widmet sich dem Versuch, die Ereignisse, welche sich seit der Präsentation der Plakate ereignet haben, chronologisch und auch kritisch aufzuarbeiten. Erzählt und geordnet wird so eine Geschichte von Abwehr, Widerstand, Protest und Nichtzuständigkeiten – aber auch, und das ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen, von einem kooperativen und erfolgreichen Abschluss der Plakatkampagne.
 – Johanna Taufner (QWIEN): Aktuelle Erinnerungsdiskurse zum Gedenken an homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus
Im „Gedankenjahr“ 2005 luden der Kulturstadtrat Mailath-Pokorny und Frauenstadträtin Sonja Wehsely zu einer Pressekonferenz, um die Öffentlichkeit über einen bereits ausgeschriebenen Wettbewerb für ein „Mahnmal für homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus“ zu informieren. Obwohl man sich bereits ein Jahr später auf einen Siegerentwurf einigte, musste das Projekt 2009 wegen „unlösbarer technischer Probleme“ eingestellt werden. 2014 wurde mit der Tagung „Gedenken neu gedacht – Wien gedenkt vergessener Opfer“ die Umsetzung des  Mahnmals-Projektes erneut aufgenommen.
Der Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern sich der Diskurs über die Errichtung eines Mahnmals für homosexuelle und transgender NS-Opfer in Wien in den letzten zehn Jahren verändert hat. Im Workshop werden temporäre Installationen in Wien, die den homosexuellen Opfern gewidmet wurden, diskursanalytisch untersucht.
12.45 – 13.30: Mittagspause
13.30 – 14.15: Kurzvorträge zu den Workshops
– Johann Kirchknopf (Universität Wien): Was heißt „homosexuell“ vor Gericht? Die Definierung homosexueller Handlungen durch Gerichte in Österreich im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert erreichte die Strafverfolgung homosexueller Handlungen durch das NS-Regime ihren grausamen Höhepunkt in der jüngeren Geschichte, und ebenso ihr Ende – jedenfalls wurde 1971 das Totalverbot aufgehoben. Der Straftatbestand, der dieser Verfolgung zugrunde lag, definierte jedoch keine Handlungen und war über den Zeitraum von beinahe 120 Jahren im Wortlaut unverändert geblieben: § 129 I b des Strafgesetzes von 1852 definierte als ein Verbrechen „Unzucht wider die Natur […] mit Personen desselben Geschlechts“ (RGBl. 117/1852, S. 521). Im Vortrag wird die schwankende und teilweise sogar widersprüchliche Rechtsprechungspraxis des Obersten Gerichtshofs thematisiert und kritisch beleuchtet. Im anschließenden Workshop werden anhand von Auszügen aus Gerichtsakten Beispiele der praktischen Anwendung des Gesetzes durch Gerichte diskutiert.
– Manuela Bauer (QWIEN)/Christopher Treiblmayr (Universität Wien): „Warme“ vor Gericht. Fragen der Selbst- und Fremddefinition Homosexueller in Prozessen der NS-Zeit
Der Werkstattbericht stellt erste Ergebnisse eines bei QWIEN laufenden Projekts vor, das die bislang umfassendste Bestandsaufnahme der Eigen– und Fremdwahrnehmungen von Homosexualitäten in Österreich während der NS-Herrschaft erarbeiten will. Aufbauend auf zwei Vorgängerprojekten sollen dabei die Akten von 1.400 wegen homosexueller Handlungen beschuldigter Männer und Frauen ausgewertet werden, wobei der quellenkritische Umgang mit Verfolgungsdokumenten eine besondere Herausforderung darstellt.
14.30 – 16.00: Workshops zu den Themen der Kurzvorträge
16.00 – 16.30: Berichte aus den Workshopgruppen
Der Queer History Day wird unterstützt von:
MA17_Balken

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