QWIEN unterstützt den Sammelaufruf des Technischen Museums, das Objekte in pink und rosa sucht:
Das Technische Museum Wien sammelt Technik als alltägliche kulturelle Ausdrucksform und hinterfragt sowohl die traditionelle Verknüpfung von Technik mit machtvollen Kategorien wie Männlichkeit, Weißsein und Heteronormativität, als auch die Deutungshoheit der Institution Museum. Um an diesen starren Vorstellungen zu rütteln und konventionelles Sammeln und Ausstellen neu und offen zu denken, streben wir eine engere Zusammenarbeit mit der LGBTIQ+-Community an.
Körperpuder, 8 mal 4, 1952 (c) Technisches Museum Wien
Zum ersten Mal widmet sich das TMW der Kultur- und Technikgeschichte einer besonderen Farbe: dem kräftigen, satten Pink sowie dem blasseren Rosa. Durch eine Sichtung historischer Objekte in der Sammlung einerseits und Sammlungsaufrufe mit einem Fokus auf die Gegenwart andererseits möchten wir der Geschichte und den Diskursen um Pink auf den Grund gehen.
Am Anfang unseres Interesses stand die Beobachtung einer „Pinkifizierung“ von Waren: Immer mehr Produktgruppen färben sich. Oftmals wird auf diese Weise entlang von Marketingstrategien versucht, vermeintlich „Männliches“ zu feminisieren, was zu einer Verfestigung binärer Stereotype beiträgt. Dabei hat die Farbe eine wechselvolle Geschichte: Einerseits in der Kunst des 19. Jahrhunderts zunehmend als feminin mit Konnotationen von Stolz und Stärke eingesetzt, andererseits noch vor 100 Jahren als starke Farbe für Jungenkleidung vermarktet. Gegenspieler ist (Hell-)Blau, das sich von der zarten Farbe für Mädchen zum Namensgeber des vermeintlich Männern vorbehaltenen Blaumanns wandelte.
Solarbetriebene Gartendekoration, 2018 (c) Technisches Museum Wien
Eine besondere Rolle spielen (nicht nur) Rosa und Pink in der Geschichte von LGBTIQ+. Der Rosa Winkel wandelte sich von der Kennzeichnung für Männer, die homosexueller Handlungen „beschuldigt“ wurden, in den Konzentrationslagern des NS zum politischen Zeichen der Schwulenbewegung. U.a. setzt ihn die Aids-Aktivist_innenvereinigung „Act up“ in umgedrehter Form als Symbol von Solidarität und gegen Diskriminierung ein. Für Toleranz und Akzeptanz steht auch die Regenbogenfahne, die in ihrer ursprünglichen Form einen Streifen in „Hot Pink“ trug. Die Farben lila oder violett als Vereinigung von rot und blau wiederum sind Symbol der Frauen-, Lesben- und Bisexuellenbewegung.
Wir fragen uns nun: Wofür stehen die Farben Pink und Rosa für Mitglieder der queeren communities? Spielt die Farbgebung im Zusammenhang mit (technischen) Dingen eine Rolle?
Werkzeugset, 2018 (c) Technisches Museum Wien
Wofür steht die Farbe Pink in Ihren Augen? Besitzen und benutzen Sie pinke Dinge? Warum (nicht)? Haben Sie sich bewusst für oder gegen die Farbe entscheiden? Und würden Sie uns Ihren pinken Gegenstand für die Sammlung des Technischen Museums überlassen?
Wir vermuten, dass Pink und Rosa in der LGBTIQ-Community für Empowerment und eine Brechung der mit der Farbe verbundenen Stereotype stehen können, aber auch mit Scham und Verletzung zu tun haben können. Ebenso kann die Farbe die Möglichkeit bieten, der Identifikation mit Weiblichkeit Ausdruck zu verleihen. Diese Bedeutungszuschreibungen finden auch in materieller Kultur Ausdruck. Gleichermaßen wird Pinkes bewusst abgelehnt. Was sagen Sie dazu?
Melden Sie sich mit Ihren Objekten und Geschichten bei:
Sophie Gerber, Kustodin | sophie.gerber@tmw.at