Am 24. Dezember letzten Jahres jährte sich der Todestag unserer Kollegin und Freundin Ines Rieder zum sechsten Mal. Als Autorin und Historikerin war sie eine Pionierin der lesbischen Geschichtsschreibung, als Aktivistin setzte sie sich ein Leben lang für feministische Themen ein. In unserer Bibliothek findet sich das erste Buch, das weltweit über Frauen und Aids erschien.
Gemeinsam mit Patricia Ruppelt gab Ines Rieder 1988 im amerikanischen Verlag Cleis Press das Buch AIDS: The Women heraus, welches 1991 im Fischer Taschenbuch Verlag in Übersetzung erschien. Auch im deutschsprachigen Raum war es die erste umfassende Publikation, die sich mit HIV/Aids und Frauen befasste. Medial wurde Aids lange als Virusinfektion wahrgenommen, die hauptsächlich schwule Männer und Junkies betraf, ein Bild das in den ersten Jahren zumindest in der westlichen Welt zutraf.
In Afrika waren aber schon in der Frühzeit von HIV/Aids Frauen Hauptbetroffene, weil das Virus auch durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen werden kann. Umso wichtiger war die bahnbrechende Publikation von Ines Rieder und ihrer Co-Herausgeberin. Heute ist eine HIV-Infektion mit den richtigen Medikamenten behandelt, eine chronische Erkrankung und kein Todesurteil mehr. Wenn mann/frau Zugang zu den Medikamenten hat.
Für Viele ist Aids heute nur noch ein Schrecken aus der Vergangenheit, bis 2030 wollte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das HI-Virus weltweit besiegt haben. Ein Vorhaben, das aus heutiger Sicht allerdings unrealistisch erscheint, denn nach wie vor ist ein regelmäßiger Zugang zu Medikamenten nur in den reichen Ländern der Welt gewährleistet und nach wie vor stellen sich viele Staaten von Russland, bis zu afrikanischen und asiatischen Staaten gegen eine effektive Aufklärung. Von dieser Politik hauptsächlich betroffen sind nach wie vor Männer, die Sex mit Männern haben und vor allem auch Frauen.
Ein ausführlicher Nachruf auf Ines Rieder ist hier zu finden:
https://www.qwien.at/2016/01/07/ines-rieder-1954-2015/