Der Barbie-Film ist ja aktuell in aller Munde, aber schon 1996 gab es um die Puppen von Mattel große Aufregung, auch wenn die Puppen selbst dabei keine Rolle spielten. Der aus Tirol stammende Künstler Franz Wassermann wandte sich mit seinem Kunstprojekt gegen die Stigmatisierung von HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen. Er sammelte Objekte von Betroffenen und schweißte sie in eine Plastikfolie, die er mit einem grünen Punkt versah. Der grüne Punkt wurde damals in Innsbrucker Krankenhäusern zur Kennzeichnung der Krankenakten HIV-Positiver verwendet. Zusätzlich versah er sie mit Zuwendungsaufforderungen wie „liebe mich“, „verrate mich“, „schminke mich“ oder „schlage mich“.
Hundert so entstandene Objekte wurden dann im öffentlichen Raum präsentiert. In Bregenz, Graz, Innsbruck, Wien, Linz und Salzburg, aber auch in London, München und Burghausen. Der Slogan und ausgewählte Objekte wurden in Wien auf Plakatwänden angebracht, im Süd- und Westbahnhof, in den Auslagen er Buchhandlung von Anna Jeller im 4. Bezirk, in einer Filiale der Tiroler Sparkasse, im Nachtclub U4, im Café Berg du Café Stein und schlussendlich auf dem Life Ball im Wiener Rathaus. Mit den Namen von Barbie und Ken als Eye-Catchern sollte in möglichst unterschiedlichen Settings auf die Situation von Menschen aufmerksam gemacht werden, die von der Immunschwächekrankheit betroffen waren.
Mattel reagierte verschnupft. Im Gegensatz zu heute, wo der Spielwarenkonzern auf Diversität setzt und mit viel Selbstironie sein frauenfeindliches Image aufpolieren will (und damit satte Gewinne einfährt), drohte Mattel mit einer Einschüchterungsklage wegen Verletzung von Markenrechten. Eine bittere Fußnote zu dieser Auseinandersetzung war damals noch nicht öffentlich bekannt. Ken, der Sohn von Ruth Handler, die 1959 die erste Barbie-Puppe auf den Markt brachte und nach ihrer Tochter Barbara benannte, war ziemlich genau zwei Jahre vor der Kunstaktion von Franz Wassermann an den Folgen von Aids verstorben.
Im QWIEN Archiv finden sich nicht nur Materialien zu BARBIE+KEN=HIV+, sondern auch zu weiteren Kunstaktionen von Franz Wassermann. Nähere Infos siehe auch: http://www.mylivingroom.org/home/barbie-kenhiv.html