„Warme“ vor Gericht. Zu Selbst- und Fremdbildern homosexueller Männer in der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich (2016-2018)
Basierend auf den Vorgängerprojekten „Namentliche“ Erfassung der homosexuellen und transgender Opfer des NS in Wien sowie Strafverfolgung homosexueller Handlungen durch die NS-Militärgerichtsbarkeit in Wien 1938 bis 1945 hatte das Projekt „Warme“ vor Gericht einen ersten und zentralen Auswertungsschritt der in der QWIEN-Opferdatenbank erfassten Informationen zum Ziel. Aus dem Gesamtbestand wurde ein Sample von 434 Personen hinsichtlich deren soziodemographischer Eckdaten und Verfolgungsgeschichte untersucht. Zentral war dabei, welche Selbst- und Fremdbilder sich aus den Strafakten jener Personen destillieren lassen, die als Homosexuelle verfolgt wurden und welche Rückschlüsse daraus auf die Identitätskonstruktionen Homosexueller einerseits und die Fremdzuschreibungen durch die nationalsozialistischen Verfolger andererseits gezogen werden konnten. Die qualitative und quantitative Auswertung dieses Samples stellte die umfangreichste, jemals in Österreich durchgeführte Studie zu Selbst- und Fremdbildern männlicher Homosexueller beziehungsweise als homosexuell verfolgter Männer durch die nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden dar. Hinsichtlich Fragen der Milieuzugehörigkeit oder Verhaftungszahlen garantierte die zufällige Auswahl der Fälle garantierte darüber hinaus die Repräsentativität der statistisch ausgewerteten Daten für den in der Opferdatenbank erfassten Gesamtbestand.
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NS-Militärgericht in Wien (2016)
Bei dem aus Mitteln des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, des Zukunftsfonds und des Hochschuljubiläumsfonds finanzierten Forschungsprojekt Die Strafverfolgung homosexueller Handlungen durch die NS-Militärgerichtsbarkeit in Wien wurden 2015/16 über 400 Kartons der Gerichtsakten der „Deutschen Wehrmacht“ aus dem Bestand des Österreichischen Staatsarchivs nach Verurteilungen gemäß § 175 durchgesehen. Bei etwa einhundert relevanten Fällen wurden die Strafakten digitalisiert und in der QWIEN Opfer-Datenbank ausgewertet. Der Endbericht wurde 2016 von Mag.a Manuela Bauer fertiggestellt. Erstmals wurde dabei die militärgerichtliche Verfolgung der „Unzucht zwischen Männern“ durch Militärgerichte in Wien und an weiteren Standorten in und um Österreich anhand der umfangreich überlieferten Aktenbestände aufgearbeitet. Damit legt dieses Projekt einen Grundstein und zentralen Beitrag zur Aufarbeitung NS-spezifischer Verfolgungsprozesse, wodurch auch weiteren Forscher*innen die Möglichkeit geboten wird, Folgeprojekte anhand der gesammelten Daten zu initiieren.
Gewalt unter schwulen Männern (2012)
Die Queeren Stadtgespräche der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen stehen im Jahr 2011/12 unter dem Generalthema Gewalt. Nach der Präsentation einer Broschüre zu Gewalt in lesbischen Beziehungen, wurde deutlich, dass es keine vergleichbaren Projekte zu Gewalt unter schwulen Männern gibt. Kulturhistorische Studien zu Gewalt unter homosexuellen Männern in der Antike sowie aktuelle Präventionsprojekte wurden dabei ebenso analysiert wie sozialwissenschaftliche oder psychologische Untersuchungen. Der Abschlussbericht stellt die wichtigste Literatur nun zusammen und soll als Ausgangspunkt für eine breitere Thematisierung von Gewalt unter männlichen Homosexuellen diesen. Die für den über 50 Seiten dicken Bericht recherchierte Literatur ist in der Bibliothek von Zentrum QWIEN für wissenschaftliche Zwecke zu benutzen. Link zur über 50-seitigen Forschungsdokumentation hier.
Behinderung ist queere Kultur (2011)
Im November 2011 fand in Wien nach der Idee und Planung von QWIEN-Mitarbeiterin* Sara Ablinger ein runder Tisch mit dem Titel Behinderung ist queere Kultur statt. Endergebnis dieses Diskussionsprozesses ist ein Forderungskatalog, mit dem auch die queere Community wachgerüttelt werden soll, denn es wird auf viele Defizite im Umgang mit Behinderung in der Szene hingewiesen. Oft scheitert die Teilhabe von behinderten Menschen am schwul/lesbischen Leben schon an baulichen Massnahmen, oft aber auch an Ignoranz. Letztere zu überwinden und erstere umzusetzen ist Ziel des Aufrufs, der von den TeilnehmerInnen des runden Tischs verfasst wurde, um ein barriere- und diskriminierungsfreies Miteinander zu fördern. Den Abschlussbericht lesen Sie hier.