office@qwien.at   +43 (0)1 966 01 10

Zentrum QWIEN

Das Zentrum QWIEN ist ein Forschungszentrum mit der Vision, der allgemeinen Geschichte die Queerness zu geben – und queeren Menschen ihre Alltagsgeschichte.
Bereits seit dem Jahr 2009 besteht QWIEN. Doch die Ursprünge reichen bis in die frühen 1990er-Jahre zurück und sind eng mit dem Verein Ecce Homo verknüpft.

Von Ecce Homo (Wien ist andersrum) zum Zentrum QWIEN

Die Plakatkampagne zu Wien ist andersrum O5 erregte im Jahr 2000 großes Aufsehen.

Den Verein Ecce Homo (Wien ist andersrum) gründete der deutsche Rabenhof-Dramaturg und Aktivist Jochen Herdieckerhoff. Seine Device lautete schwule bzw. lesbische Kultur mittels kultureller Aktivitäten nach Wien zu holen. Mit diesem Ziel baute Herdieckerhoff gegen große Widerstände von 1996 bis 2001 rund um die Regenbogenparade das jährliche Festival „Wien ist andersrum“ auf, ein großes Wiener Kultur- und Entertainmentfestival mit schwulen und lesbischen Künstler*innen. Das Festival eroberte sich mit frechen Plakaten und spektakulären Auftritten ein beachtlich großes Segment des Wiener*innen Kulturpublikums.

Nach Europride 2001 und dem bis dato größten Festival im Zirkuszelt im Sigmund-Freud-Park vor der Votivkirche zog sich Jochen Herdieckerhoff zurück und übergab Ecce Homo an den Historiker und Kurator Hannes Sulzenbacher, der seit 1998 das Festival mitorganisiert hatte.

In den Jahren 2002 und 2004 fanden Neuauflagen des Festivals statt. Danach bereitete sich ein stark vergrößertes Team auf die größte Unternehmung von Ecce Homo vor, der Ausstellung „geheimsache : leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts“, die im Herbst/Winter 2005/06 in der Wiener Neustifthalle zu sehen war. Ein Team aus fünf Kurator*innen (Andreas Brunner, Ines Rieder, Nadja Schefzig, Hannes Sulzenbacher und Niko Wahl) und acht Rechercheur*innen erzählten erstmals in Österreich mit über 700 Objekten die Geschichte von Lesben, Schwulen und trans* Personen.

Als Resultat aus der Recherchetätigkeit und Durchführung der Ausstellung – und durch eifriges Zusammentragen von Materialien schon in den Jahren zuvor – entstand das größte Archiv sowie die vermutlich größte Bibliothek Österreichs zu lesbisch/schwuler Kultur und Geschichte. (Das Wiener Frauen- und Lesbenarchiv „Stichwort“, das zweifelsohne über größere Bestände verfügt, sammelt ausschließlich Zeugnisse der Frauen- und Lesbengeschichte und ist ausschließlich für Frauen* zugänglich.)

Ecce Homo benannte sich 2007 in QWIEN – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte um und strukturierte die Aufgabengebiete neu.

Denn die ursprünglichen Aufgaben und Ziele des Vereins Ecce Homo (Wien ist andersrum) hatten sich in den letzten Jahren seines Bestehens stark verändert. Das liegt zum einen an der veränderten Stellung von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft, zum anderen an einem Diskurs bezüglich Homosexueller, der sich grundlegend geändert hat.

War es in den Anfangszeiten der kulturellen Aktivitäten von Ecce Homo der Hauptimpuls, schwule bzw. lesbische Kultur (im Rahmen der damals von der Kulturpolitik geförderten Möglichkeiten) nach Wien zu holen, so sind diese Traditionen mittlerweile Bestandteil der Mainstream-Kultur geworden. Um Georgette Dee, Max Raabe, Irmgard Knef oder Die Geschwister Pfister zu sehen, stehen dem Wiener Kulturpublikum heute zahlreiche Institutionen offen, dafür ist keine eigene „Sparte“ mehr nötig.

Die queere Geschichte und Kultur Wiens ist jedoch bislang nicht ausschöpfend erforscht. So wurde 2009 das Zentrum QWIEN offiziell eröffnet. Neben der Einrichtung eines Archivs und einer Bibliothek, in welchen sich vor allem schriftliche und materielle Zeugnisse queeren Lebens befinden, ist die Aufgabe des Zentrums die Durchführung wissenschaftlicher Forschungsprojekte, die Vermittlung queerer Geschichte, insbesondere mit Stadtführungen (QWIEN Guide) sowie mit Vortrags- und Publikationstätigkeiten.

Anlässlich des 10-jährlichen Bestehens benannte sich QWIEN in Zentrum für queere Geschichte um. Eine Subventionserhöhung durch die Stadt Wien ermöglichte 2021 die Einrichtung einer fixen Stelle für Bibliothek und Archiv, der Katalog unserer mehr als 5.000 Bände umfassenden Bibliothek konnte online gehen und ist unter katalog.qwien.at zu durchsuchen. 2022 soll der Katalog der Zeitschriften mit über 200 Titeln online gehen.

Das Zentrum QWIEN wird seit seiner Gründung von der Stadt Wien- MA 7/Wissenschaft mit einer Jahresförderung unterstützt.

en_GBEnglish (UK)