office@qwien.at   +43 (0)1 966 01 10

Archiv der Menschenrechte (seit 2018)

Österreichische Liga für Menschenrechte (ÖLfM) – Wiedererrichtung und Öffnung eines verschollenen Archivs der Menschenrechte

Projektleitung: Christopher Treiblmayr
Hauptbearbeiter des Archivprojekts: Thomas Tretzmüller (Projektmitarbeiter ÖLfM)

Praktikant*innen: Annemarie Pervan, Nicolin Irk

Projektstart: August 2018

Archiv der Liga vor der Aufarbeitung, Foto: QWIEN

Die 1926 gegründete Österreichische Liga für Menschenrechte ist die älteste Menschenrechtsorganisation Österreichs. 1938 beim „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich aufgelöst, wurde sie bereits 1945/46 wiederbegründet. Ausgehend von einem FWF-Projekt wird die Geschichte der Liga und ihrer zahlreichen, seit dem Ende des 19. Jahrunderts gegründeten internationalen Schwesterorganisationen von einem Forscher*innenteam rund um Wolfgang Schmale und Christopher Treiblmayr am Institut für Geschichte der Universität Wien untersucht. Dabei konnte auch das seit der Selbstauflösung 1938 verschollen geglaubte Vorkriegsarchiv durch Recherchen in österreichischen, deutschen, französischen, russischen, Schweizer und US-amerikanischen Archiven weitgehend rekonstruiert werden.

Archiv der Liga nach der Aufarbeitung, Foto: QWIEN

2017 hat die ÖLfM ihr mehr als 300 Aktenordner umfassendes und seit 1945 detailliert geführtes Nachkriegsarchiv über Vermittlung des Projektteams Schmale/Treiblmayr als Dauerleihgabe an QWIEN übergeben. Es wird derzeit mit Hilfe von Projektgeldern des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, des Zukunftsfonds der Republik Österreich und der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien archivalisch aufgearbeitet und inventarisiert. Im Zuge dessen erfolgt eine Komplettierung der Bestände durch die an der Universität Wien gesammelten Materialien aus der Vorkriegszeit sowie durch rezentes Material, das von der Liga und einzelnen Mitgliedern laufend übergeben wird.

Das Zentrum QWIEN ist ein idealer Standort für das Archiv, weil die Liga bereits seit den 1930er-Jahren für die Entkriminalisierung und Enttabuisierung von Homosexualität eingetreten ist. Ab Ende 2019 wird das Archiv – nach Maßgabe des Datenschutzes und der archivrechtlichen Bestimmungen – für die historische Forschung zugänglich sein. QWIEN verfügt damit über ein vollständiges Archiv einer Menschenrechtsliga, weltweit nur vergleichbar mit dem Archiv der 1898 gegründeten französischen Mutterliga an der Bibliothèque de documentation internationale contemporaine in Paris sowie dem Archiv der 1941 in New York als Exil-Liga gegründeten International League of the Rights of Man and for the New Democracy an der New York Public Library.

Grundlegend zur Geschichte der internationalen Menschenrechtsligen:
Wolfgang Schmale/Christopher Treiblmayr (Hg.), Human Rights Leagues in Europe (1898–2016). Stuttgart 2017.

 

de_DEDeutsch