In der QWIEN-Bibliothek befindet sich der Bericht des vierten Kongresses für Sexualreform, der vom 16. bis zum 23. September 1930 in Wien abgehalten wurde.

Der Kongress für Sexualreform wurde veranstaltet von der Weltliga für Sexualreform. Teilnehmer:innen des vierten Kongresses 1930 in Wien waren beispielsweise die offen lesbisch lebende Dr. Johanna Elberskirchen, die über die „Überbewertung des Sexuellen“ (Steiner, 1931: S. 87) referierte oder Dr. Magnus Hirschfeld mit seinem Beitrag zur „Sexualgesetzgebung“ (Steiner, 1931: S. 381).
Dr. Johanna Elberskirchen, die etwas weniger bekannt ist als Hirschfeld, setzte sich in ihrem feministischen Aktivismus für die Rechter homosexueller Menschen ein und hatte dabei ein großes Klassenbewusstsein. Sie sagte: „Der reine Feminismus ist nolens volens radikal. Notwendig schließt er (…) Mäßigung, Beschränkung, Halbheit aus. Feministisch sein heißt keineswegs à tout prix ein Recht für eine kleine Anzahl Frauen auf Kosten der anderen Frauen ergattern zu wollen – feministisch sein, das heißt immer nur für Gesamt-Befreiung des gesamten weiblichen Geschlechts kämpfen“ (Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, 2024).
Der Kongress der Weltliga
Erstmals veranstaltet wurde der Kongress für Sexualreform 1921 unter dem Namen „Erste internationale Tagung für Sexualreform auf sexualwissenschaftlicher Grundlage“ in Berlin. Beim zweiten Kongress, 1928 in Stockholm, wurde die „Weltliga für Sexualreform“ gegründet. Der dritte Kongress fand 1929 in London statt und der fünfte (und letzte) 1932 in Brno/Brünn. 1935 wurde die Weltliga aufgelöst. Zentraler Bestandteil des Kongresses war die Vernetzung namhafter Wissenschaftler:innen und Sexualreformer:innen, die eine linksliberale politische Haltung teilten. In manchen sexualreformerischen Diskursen blieben Differenzen zwischen den Ansätzen allerdings weiter bestehen – so beispielsweise bei der Frage nach Homosexualität als Anlage oder zur Freigabe der Abtreibung (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft).






QWIEN ist im Besitz einer Print-Fassung des knapp 700-seitigen Werkes. Zu Studienzwecken bieten wir auch eine digitale Fassung an, mit der gearbeitet werden kann.
Quellenverweise:
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. (2024, 19. Februar). Johanna Elberskirchen – BUNDESSTIFTUNG MAGNUS HIRSCHFELD. BUNDESSTIFTUNG MAGNUS HIRSCHFELD. https://mh-stiftung.de/projekte/biografien/johanna-elberskirchen/
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Sexualreform und Sexualwissenschaft. (o. D.). https://magnus-hirschfeld.de/institut/sexualreform/sexualreform-und-sexualwissenschaft/
Steiner, H. (1931). Sexualnot und Sexualreform.